Michael Breitner, ``SQP-Training von Perzeptrons mit dem Neurorechner SYNAPSE 3 zur schnellen Berechnung heuristischer Optionspreismodelle''
Das überwachte Backpropagation- und Momentum-Term-Lernen von Perzeptrons ist
in der Regel relativ robust, aber sehr langsam. Verfahren der restringierten,
nichtlinearen Optimierung -- z. B. SQP- und GGN-Verfahren -- zur Minimierung
des Trainingsdatenfehlers haben entscheidende Vorteile: (1) Suchrichtung und
Lernrate werden für jeden Gewichtsupdate optimiert und die Trainingszeiten
drastisch reduziert; (2) Beschränkungen, z. B. der Gewichte oder der
Gesamtkrümmung, werden exakt erfüllt. Sehr problematisch ist, daß der
Trainingsdatenfehler für viele Trainingsmuster und/oder viele Neuronen sehr
viele lokale Minima hat. Notwendig ist also, verschiedene Topologien mit
jeweils vielen verschiedenen Gewichtsinitialisierungen zu trainieren, um mit
hoher Wahrscheinlichkeit gute Perzeptrons zu finden. Expert-Council-Topologien
verbessern dann die globalen Approximationseigenschaften. Die extrem langen
Rechenzeiten für viele Anwendungen aus der Praxis erfordern den Einsatz von
Höchstleistungsrechnern, d. h. teuren Parallel- oder preiswerteren
Neurorechnern. Der Neuro-, besser Matrixrechner SYNAPSE 3 ist über den PCI-Bus
in Standard-PCs einsetzbar und liefert bis zu 6 Giga-Festpunktoperationen pro
Sekunde (16 Bit Addition, 48 Bit Multiplikation). Für Perzeptrons ist
die Backpropagation, d. h. die Berechnung des Fehlergradienten, durch die
verfügbaren Matrixoperationen des SYNAPSE 3 in nur 5 -- 20 % der PC-Rechenzeit
möglich. In Zusammenarbeit mit der Dresdner Bank, Frankfurt, und der
Market-Maker GmbH, Kaiserslautern, werden heuristische Optionspreismodelle
entwickelt. Optionen und Optionsscheine verbriefen bedingte Termingeschäfte.
Der Käufer einer Kauf- beziehungsweise Verkaufsoption (Call bzw. Put) kauft
zum Optionspreis vom Stillhalter das Optionsrecht. Dann kann der Käufer, muß
aber nicht, das Basisobjekt innerhalb bzw. am Ende der Laufzeit (amerikanische
bzw. europäische Option) zum vereinbarten Basispreis kaufen bzw. verkaufen.
Das Hedging der Emissionshäuser von Optionsscheinen, d. h. der Aufbau von
Gegenpositionen zu verkauften Optionen zur Neutralisierung des Risikos,
erfordert möglichst genaue Optionspreismodelle. Im volatilen Jahr 1997 haben
viele große Emissionshäuser, z. B. die Citibank und die Schweizerische
Bankgesellschaft, auf Grund zu ungenauer Optionspreismodelle (Black/Scholes,
Cox/Ross/Rubinstein) Verluste in dreistelliger Millionenhöhe hinnehmen
müssen. Durch Beobachtung der Marktpreise und Volumen von tausenden,
zehntausenden, oder mehr Optionsgeschäften (viele Handelstage, Börsen aus
aller Welt) können Muster zum Training empirischer, neuronaler
Optionspreismodelle für verschiedene Basisobjekte erstellt werden.
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