Wichtig für den Betrieb hydrodynamisch-numerischer Modelle ist die Wahl geeigneter
Parameter abhängig von der Problemstellung und von Faktoren wie der gewählten
Orts- und Zeitdiskretisierung. Zu unterscheiden sind Parameter des numerischen
Verfahrens und Parameter der dem hydrodynamischen Modell zugrunde liegenden
Differentialgleichungen. Im Beitrag wird sich auf letztere konzentriert.
Das Einstellen von Simulationsparametern (Kalibrierung) bedeutet meist die
Durchführung einer Reihe von Experimenten mit geschätzten oder empirischen
Parameterwerten. In vielen Fällen resultiert ein Ingenieuransatz in solchen
Versuchsreihen. Bei komplexeren Simulationsaufgaben etwa mit mehrdimensionalen
Parametervektoren und deshalb aufwendiger manueller Parametereinstellung bietet
sich jedoch die Verwendung von automatischen (wie z.B. neuronalen) Verfahren
an.
Der Beitrag untersucht zunächst zwei Möglichkeiten der Anwendung neuronaler
Methoden zur Parameteradaption hydrodynamisch-numerischer Modelle. Dann wird
ein kombinierter Ansatz zur Parameteradaption durch ein neuronales Netz während
der Laufzeit des numerischen Modells entwickelt. An einem konkreten Beispiel
wird die Anwendung des kombinierten Ansatzes vorgestellt.
Die Parameteradaptionsaufgabe kann als Zuordnung bestimmter Parameterwerte
zu gegebenen Charakteristika der Simulationsaufgabe angesehen werden. Ein entsprechendes
neuronales Netz muß die unbekannte Funktion, die die Zuordnung beschreibt,
erlernen. Dazu werden backpropagation-Netze eingesetzt. Problematisch ist hier
die entsprechende Identifizierung charakteristischer Werte der Simulationsaufgabe.
Weiterhin kann die Parametereinstellung on-line erfolgen, dann steht dem Netz
als weitere Information die Historie früher gewählter Parameterwerte und die
entsprechende Reaktion des Simulationssystems durch einen entsprechend zu wählenden
Fehlerwert zur Verfügung. Dafür werden rückgekoppelte neuronale Netze verwendet.
Im entwickelten Verfahren für on-line Adaption wird ein rückgekoppeltes neuronales
Netz simultan mit den Rechenschritten des numerischen Modells eingesetzt. Der
hydrodynamische Prozess wird durch die Lösung eines Systems partieller Differentialgleichungen
simuliert, deren Parameter mit dem neuronalen Netz approximiert werden. Anstatt
die Simulationsläufe mit angepaßten Parametern zu wiederholen, berechnet ein
für zeitabhängige Berechnungen geeignetes neuronales Netz während der Laufzeit
die aktuellen Parameter.
Die beispielhafte Anwendung verwendet ein rückgekoppeltes neuronales Netz und
ein numerisches Verfahren zur Lösung der vertikal integrierten 2D-Flachwassergleichungen.
Der zu identifizierende Parameter ist der Bodenreibungskoeffizient. Die Meßwertewerden durch eine Referenzrechnung ersetzt. Das kombinierte System benutzt
die Randbedingungen der Referenzrechnung für den numerischen Teil und muß den
gewählten Parameter identifizieren.
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